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Deutsche Zeitungen in Brasilien

Brasilien war im 18. Jahrhundert eines der beliebtesten Ziele für Auswanderer, die bis zum Verbot der Deutschen Sprache und Kultur während der beiden Weltkriege ihre eigenen, deutschsprachigen Medien herausgaben. Heute existieren noch einige Monatsblätter und deutschsprachige Zeitungen wie die „Deutsche Zeitung“ oder die „Brasil-Post“.

Während der ersten Einwanderungswelle strömten vor allem Deutsche und Schweizer Bauern ins Land und siedelten sich im Süden Brasiliens an, da sie dort ein europäisches gemäßigtes Klima vorfanden. In den Staaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina, in denen heute noch etwa 40 Prozent der Einwohner deutschstämmig sind, aber auch Paraná, wurde dadurch größtenteils Deutsch gesprochen – wobei bis zum Verbot von Deutsch und Deutscher Kultur aus den vielen verschienen Dialekten ein bizarres Sprachenwirrwarr, gespickt mit portugiesischen Ausdrücken, entstand.

Deutsche Medien in Sao Paulo: Handelsnachrichten und Bienenzüchterzeitung

Die erste deutschsprachige Zeitung „Germania“ wurde 1878 gegründet – und stellte für Einwanderer ohne Portugiesischkenntnisse die einzige mediale Informationsquelle über das Geschehen im In- und Ausland dar. Diverse weitere Publikation entstanden im Lauf der Zeit, wie Hildegard Fauser am Beispiel Sao Paulo aufführt:

Andere Zeitungen waren: “Deutsch-Brasilianische Handelsnachrichten” (seit 1905), “Der Volksfreund”, “Sozialdemokratische Zeitung für Brasilien”, gegründet 1913, die “Österreichische Zeitung – Jornal Austriaco” mit dem Anhang “Deutsch-Brasilianisches Unterhaltungsblatt”, gegründet 1926, “Der Deutsche Morgen” gegründet 1932, die Zeitschrift für die deutschen Landwirte “Das Landleben in Brasilien”, gegründet 1927, die “Illustrierte Landwirtschaftliche Presse für Brasilien”, offizielles Organ des “Bundes deutschsprechender Landwirte in Brasilien” und der “Cooperativa dos Agricultores Teuto-Brasileiros”. Es gab auch eine Wochenzeitung für die Bienenzüchter, wie auch die beliebten Jahreskalender und Almanache und die Jahrbücher und Vereinszeitungen: so der “Uhle-Kalender ”, das „In- ter câmbio” der Pro Arte, die Vereinsblätter und Jubiläumsausgaben, der “Brasil-Almanach” der „Deutschen Zeitung“ seit 1967, die Jahrbücher des Staden Instituts mit Beiträgen zur Brasilkunde seit 1953. Die Katholiken hatten ihre Kirchenzeitung “Sankt Michael”, die Protestanten das “Kreuz des Südens”, die Sänger die Zeitung “Der Bund”. 1957 kam das “Illustrierte Blatt – Unparteiische Wochenzeitung und Anzeiger für Brasilien” mit dem Untertitel in Portugiesisch “Folha Ilustrada” heraus.

Die mediale Vielfalt wurde durch einen Kriegseintritt Brasiliens im 1. als auch im 2. Weltkrieg dezimiert – der antideutschen politischen Linie entsprach das Verbot der deutschen Sprache. „Die Zeitungen wurden verboten, die Werkstätten verwüstet und geschlossen. Die meisten überlebten den 2. Weltkrieg nicht“, so Fauser.

Verlust der deutschen Sprache – und der Leser

Das Verbot wurde zwar wieder aufgehoben, die temporäre Reduktion der Sprache auf den familiären Bereich beschleunigte die Akkulturation der ab 1938 geborenen Germano-Brasileiros jedoch – was die Zielgruppen der neugegründeten Auslandszeitungen einschränkte. Mit der Tendenz, dass deutsche Kultur und Sprache größtenteils von Generation zu Generation langsam schwinden, kämpfen deutschsprachige Auslandszeitungen international.

Brasil-Post und Deutsche Zeitung

Die deutschsprachigen Auslandszeitungen in Brasilien sind heute überschaubar und konzentrieren sich auf „deutsche Zentren“: Die „Deutsche Zeitung“, 1897 in Sao Paulo als Tageszeitung gegründet, in den beiden Weltkriegenverboten und beschlagnahmt, erscheint mittlerweile nur noch zweiwöchentlich, mit circa zwölf Seiten (Auflage: unbekannt). In Sao Paulo richtet sich auch die Brasil-Post seit 1950 an Deutschstämmige und Deutschlernende sowie die Mitarbeiter der rund 1.000 deutschen Unternehmen in Sao Paulo. Neben einigen Monatsblättchen und Kirchenblättern existiert auch die Pomeroder Zeitung – einige deutsche Inseln, wie die hauptsächlich von Deutschstämmigen bewohnten Dörfer Blumenau oder Pomerode, haben sich gehalten und ziehen mit urdeutscher Spiessigkeit – Oktoberfest, Fachwerkhäuser und Blumen auf dem Balkon – zahlreiche Touristen an.

(sop)

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Stereotypes: Mit dem Porsche über die Autobahn

„Autobahn“ – das ist das Erste, was dem Kameramann Cauê und dem Modefotografen Teo aus Sao Paulo zu Deutschland einfällt.

Anders als in Sao Paulo gäbe es auf dieser wunderbaren deutschen Erfindung auch kein Geschwindigkeitslimit, so dass man mit einem Porsche – wahlweise mit seinem Mercedes – unbegrenzt gen Horizont rasen könne.

„Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn“

Auch die Anfang der 1970-er Jahre gegründete Formation Kraftwerk assoziieren die beiden Paulistas mit Deutschland. Die Düsseldorfer Elektro-Pop-Pioniere feierten mit Titeln beziehungsweise Alben wie „Autobahn“ oder „Trans Europe Express“ internationale Erfolge und beeinflussten verschiedene Musikstile – von amerikanischem Elektro-Funk und Techno bis zu HipHop und Baile Funk aus Rio de Janeiro.

Erst zuletzt denken Cauê  und Teo – die eher an die brasilianische Gewohnheit, eine halbe Stunde später zu kommen, gewöhnt sind – an die deutsche Pünktlichkeit. Auf eigene Erfahrungen mit Deutschland kann Teo nicht zurückgreifen; Cauê war bereits in Berlin und München. Von der bayrischen Landeshauptstadt hat auch er allerdings nicht mehr kennengelernt als das bekannteste Klischee: Bei einer Zwischenlandung blieb gerade genug Zeit, um für eine Maß Bier mit dem Taxi in die nächste Kneipe zu fahren.

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Stereotypes: Baumkuchen in Japan

Fuer eine Biologie-Studentin aus Tokyo, die wir in Puerto Iguazú getroffen haben, ist „Baumukūhen“ typisch deutsch.

In Japan ist der sattgelbe Schichtkuchen, der aufgeschnitten an die Jahresringe eines Baumes erinnert, einer der beliebtesten Kuchen und ueberall erhältlich – anders als in Deutschland selbst.

BaumkuchenFoto: Chikache

Wer den Baumkuchen tatsächlich erfunden hat, ist unklar. Schon im Mittelalter gab es Brote mit einem ähnlichen Herstellungsverfahren: Der um einen Spiess gedrehte Teig wurde über dem Feuer geröstet. Schriftlich taucht das Baumkuchenrezept in einem italienischen Kochbuch von 1426 auf; von 1450 datiert das älteste deutschsprachige Rezept und in Nürnberg und Frankfurt galt der Kuchen im 15. Jahrhundert als klassisches Hochzeitsgebäck der Patrizier. In Japan wird ein Baumkuchen gerne als Geschenk überreicht – so erfuhr auch die Studentin , dass ihr Praesent, das sie einem deutschen Freund als etwas „typisch japanisches“ mitbringen wollte, eigentlich deutsch sei.

Schriller Vogel

Ein anderes Objekt, das in Japan bekannt ist, ist die Kuckucksuhr, die im Schwarzwald erfunden wurde. Der aus einem Türchen herausschiessende Kuckuck, der die Uhrzeit audiovisuell begleitet, löst bei der Japanerin einen giggelnden Lachanfall aus. Anders als der in jedem Lebensmittelladen erhältliche Baumkuchen ist die Kuckucksuhr jedoch eher ein Sammlerstück. Die Tokyoerin ist sich sicher, dass noch viel mehr Deutsches im Alltag versteckt sei. Die meisten Dinge konsumiere man aber, ohne um die Herkunft des Produktes zu wissen.

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Weltgeschehen in Bildern: World Press Photo 09

In der Caixa Cultural in Rio de Janeiro, der Kulturstaette der Caixa-Bank, gastiert zur Zeit die Ausstellung #World Press Photo 09#. Die photojournalistischen Werke werden noch bis zum 23. August 2009 gezeigt und stellen einen visuellen Streifzug durch die letzten Monate dar. Das World Press Photo of the Year 2008 symbolisiert die ersten Wehen der globalen Finanzkrise im Maerz 2008: Ein Polizist manövriert sich mit geladener Waffe durch ein Haus in Cleveland, Ohio, um sich zu versichern, dass die ehemaligen Bewohner das Haus geräumt haben (siehe Postkarte im  Bild).

World Press Photo 2009

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