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Online-Magazin für kulturelle Korrespondenzen und Kontraste

Die Letzten ihrer Art: Deutschsprachige Zeitungen im Ausland

Buenos Aires, Moskau, Windhoek: Deutschsprachige Zeitungen sind auf der ganzen Welt verbreitet – doch viele kämpfen um ihr Überleben.

Wer als Auswanderer keine deutschsprachige Zeitung vorfand, gründete einfach sein eigenes Blatt: So haben sich von Buenos Aires bis Windhoek zahlreiche Auslandsmedien etabliert. Etwa 3.000 deutschsprachige Presseerzeugnisse, 300 Radioprogramme und 50 Fernsehprogramme hat die Internationale Medienhilfe außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz gezählt – sie berichten für die Exilgemeinden im Ausland, aber auch für Touristen oder Einheimische, die Deutsch lernen möchten.

Deutschsprachige Wochenzeitung in Argentinien

Deutschsprachige Wochenzeitung in Argentinien

Allerdings sind viele der 3.000 Publikationen Gemeindeblätter, Tourismusmagazine oder nur einmal jährlich erscheinende Publikationen. Tages- oder Wochenzeitungen mit mehrseitigem Umfang, einem journalistischen Anspruch und einem größeren Publikum sind rar. Den Rest des Beitrags lesen »

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Spurensuche: Vom Nahen Osten nach Ost-Berlin

Ein Israeli in Berlin: Dan lebt jetzt in der Stadt, aus der sein Großvater fliehen musste.

Für Dan ist es normal, wenn es wieder eine Welle in dem Krieg gibt, der seit 2000 Jahren andauert, und die Bomben kommen. Der 25-Jährige ist in Jerusalem geboren und hat sein Leben vor allem in Nahariya verbracht. Nur zehn Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt ist die Kleinstadt am Meer oft Schauplatz des Konfliktes um Israel gewesen: „Jedes Haus im Norden hat einen Bombenkeller, jede Schule, jede Fabrik, jedes Gebäude“, sagt Dan.

Gasmasken-Designcontest

Im Golfkrieg detonierten „unglaublich große Raketen“ aus dem Irak, deren Einschlag man aus 200 Kilometer Entfernung hören konnte. „Damals hatte jeder Mensch in Israel eine Gasmaske, die man immer in einer kleinen Box dabeihaben musste“, erinnert Dan sich an die Zeiten, in denen bei Schulwettbewerben die am schönsten gestaltete Masken-Box gekürt wurde. Den Rest des Beitrags lesen »

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Exil-Ägypter in München: Party statt Protest

Bei der Demo gegen Mubarak haben die Münchner Exil-Ägypter heute vor allem ihre Freude über den überraschenden Rücktritt demonstriert.

Ein bisschen ägyptische Revolution in München: Etwa 200 Exil-Ägypter und -Ägypterinnen, darunter viele junge Menschen, sind heute durch die Stadt gezogen. Die geplante Solidaritätsdemo mit den Protestierenden in Kairo wurde nach Husni Mubaraks überraschendem Rücktritt zum solidarischen Jubel umfunktioniert.

Während in Ägypten auf dem Tahrir-Platz seit gestern gesungen, getanzt und getrommelt wird, feierten die deutschen Exil-Ägypter heute nachmittag auf dem Marienplatz und feuerten sich gegenseitig mit deutschen und arabischen Sprechchören an („Mubarak ist weg“). Den Rest des Beitrags lesen »

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Tel Aviv: Die israelische Insel

Tel Aviv, die pulsierende Stadt am Mittelmeer, ist ein spannendes Reiseziel – und für die Israelis ein Fluchtort vor den Spannungen des Nahostkonflikts.

In Tel Aviv lässt sich der Nahostkonflikt leicht verdrängen: Am Strand zupfen ein paar Jugendliche an Gitarren, alte Männer schießen beim Matkot-Spiel mit Holzschlägern Bälle hin und her, an der Promenade flanieren Menschen wie aus Modemagazinen und die vielen kleinen Cafés und Bars sind gut besucht.

Tel Aviv hat mehr mit Strandstädten wie Rio de Janeiro oder Los Angeles gemeinsam als mit dem historisch aufgeladenen Jerusalem, das von der Präsenz der Religionen und der konfliktreichen heiligen Stätten geprägt ist. Und so dreht sich in der mit fast 400.000 Einwohnern zweitgrößten israelischen Stadt Tel Aviv der Alltag meist um Profaneres als Politik – zum Beispiel um Mode, Partys, Kunst und Kultur. Den Rest des Beitrags lesen »

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Bunte Entwürfe für die Zukunft

Bei „La Silhouette“ gestalten junge Migrantinnen Mode – und ihr Leben. Jetzt hat das Atelier den Bayerischen Integrationspreis gewonnen.

Knapp 50 Betriebe hat Marlen abgeklappert, vier pro Tag. Auf schriftliche Bewerbungen hatte die Irakerin nur Absagen erhalten, deshalb lief sie durch München, von Laden zu Laden, um nach einer Ausbildung zur Friseuse, Schneiderin oder Verkäuferin zu fragen. Marlen konnte nach ihrem Hauptschulabschluss einfach keine Arbeit finden und musste als Ein-Euro-Jobberin Vogelfiguren und Engel aus Holz herstellen oder Möbel schleppen. Ein älterer Mann in einer Änderungsschneiderei machte sie bei ihrer Tour durch München auf „La Silhouette“ aufmerksam, eine kleine Maßschneiderei in München-Haidhausen.

Jetzt ist Marlen eine von 19 jungen Frauen aus Ländern wie Somalia, Nigeria, Irak, Afghanistan, Türkei oder Äthiopien, die in dem Mode-Atelier eine Ausbildung zur Damenschneiderin machen. Die 21-Jährige ist mittlerweile im zweiten Lehrjahr und hat vor kurzem ihre Zwischenprüfung bestanden. Sie liebt es, mit Mode, Farben und Stoffen zu arbeiten – vor allem aber hat sie endlich eine berufliche Perspektive. Den Rest des Beitrags lesen »

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Deutsche Bier-Pioniere im Ausland: Das Ende der glorreichen Zeiten

Von Brasilien bis China: Deutsche Braumeister haben das Bier in der ganzen Welt verbreitet, darunter auch Sorten mit gewöhnungsbedürftigen Geschmacksrichtungen. Jetzt interessiert sich kaum einer mehr für die Deutschen.

Der erste Einsatz von Hans-Heinz Stecker in Xi’an war gleich eine Notoperation. Die chinesische Brauerei, die der Braumeister 1987 beraten sollte, befand sich noch mitten im Bau, die Fertigstellung der Sudhaussteuerung hätte weitere vier Monate gedauert – doch das erste Bier musste fertig werden.

Mit Funkgeräten von der chinesischen Polizei verteilten sich der Magdeburger und sein Team auf verschiedene Stationen und funkten sich Signale wie „Wasser auf“, „Rührwerk ein“ oder „Schrotkasten öffnen“ zu. Mal kam von der zentralen Energieversorgung kein Dampf, kein Wasser oder der Strom fiel aus. Doch trotz aller Schwierigkeiten hatten sie nach 38 Stunden drei Sude gebraut, gekühlt und mit Hefe angestellt.

Hans-Bier: Deutsche Brauer haben das Bier in der ganzen Welt verbreitet.

Hans-Bier: Deutsche Brauer haben das Bier in der ganzen Welt verbreitet.

Inzwischen ist der 80-Jährige 25 Mal nach China gereist, um Aufbauarbeit im Brauereiwesen zu leisten. Eine Anzeige in einer Fachzeitschrift hatte ihn kurz vor seiner Rente zu dem abenteuerlichen Job geführt: Die Chinesen suchten deutsche Experten, er sagte spontan zu.

Die Braumeister aus Deutschland haben im Ausland einen guten Ruf. Doch deutsche Bier-Pioniere wie Stecker gibt es nur noch selten. Den Rest des Beitrags lesen »

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Auf der Flucht

Fatima musste als Kind mit ihren Eltern aus dem Iran flüchten. Mittlerweile lebt die 19-Jährige in München und hat ambitionierte Zukunftspläne.

Der Eiffelturm ist überall – auf Fatimas Facebook-Profil, auf Postkarten aus Paris und als Zeichnung auf Fatimas Schreibtisch in dem kleinen Zimmer in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Die berühmte Sehenswürdigkeit ist Fatimas Symbol für Freiheit – denn der Eiffelturm erinnert die 19-Jährige an ihre „erste Reise ohne Angst und Druck“, an den zweiwöchigen Schüleraustausch nach Paris.

Die Erinnerungen an die längste Reise in Fatimas Leben sind weniger schön: Dreieinhalb Jahre lang war sie mit ihren Eltern und den beiden jüngeren Geschwistern auf der Flucht. Vom Iran in irgendein Land, in dem sie bleiben konnten. Auf dem Weg wäre Fatima einmal fast ertrunken, als das Boot voller Flüchtlinge bei einer Flussüberquerung kenterte – ein Mann konnte die damals 11-Jährige gerade noch mit einem Ast ans Ufer ziehen.

Fatima in Paris: "Die erste Reise ohne Angst" (Bild: Fatima)

Fatima in Paris: "Die erste Reise ohne Angst" (Bild: Fatima)

Auch Fatimas kleiner Bruder hätte die Flucht beinahe nicht überlebt. Nach einer 24-stündigen Nachtwanderung durch die Berge war der Körper des Babys starr vor Kälte, die Eltern konnten ihn gerade noch rechtzeitig aufwärmen. Wo genau die Route der Familie verlief, kann Fatima schwer nachvollziehen – auf jeden Fall durch Länder wie Iran, Kurdistan, Türkei, Griechenland, Italien. „Immer hin und her, hin und her“, wie sie sagt. Denn die Familie wurde oft von einem Land ins andere ausgewiesen. Den Rest des Beitrags lesen »

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Vorbild Namibia: Rauchverbot und Recycling

Namibia als afrikanischer Vorreiter für Umweltschutz: Ein neues Recycling-Pilotprojekt soll die Namibier an Mülltrennung gewöhnen. Außerdem wird die ehemalige deutsche Kolonie Schritt für Schritt in eine Anti-Raucher-Zone verwandelt.

Mülltrennung ist anscheinend ein sehr deutsches Phänomen. In Brasilien trifft man nur im Bundesstaat Santa Caterina auf die bunten Vierergruppen aus Mülleimern, die zum Recycling einladen. Santa Caterina wiederum wurde stark von deutschen Einwanderern geprägt und ist vor allem für seine Fachwerkhäuser und das Oktoberfest in Blumenau bekannt.

Mülltrennung im brasilianischen Blumenau (Foto: vjweedman)

Mülltrennung im brasilianischen Blumenau (Foto: vjweedman)

Mülltrennung in Windhoek

Nun hat auch Namibia als wohl erstes afrikanisches Land am Montag ein Recycling-Projekt gestartet. In den vier Stadtteilen Avis, Eros, Klein-Windhoek und Ludwigsdorf werden kostenlose Säcke zur vorbildlichen Mülltrennung verteilt und wöchentlich wieder abgeholt. In Zukunft Den Rest des Beitrags lesen »

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Semra und der Islam: „Niemand muss sich in die Luft sprengen“

Koranschule, Moscheebesuche und Schweinefleischverbot: Semra ist von ihren bosnischen Eltern muslimisch erzogen worden. Jetzt ist die Münchnerin 22 Jahre alt und hinterfragt, was der Islam ihr bedeutet.

Die Scheiben für den einzigen Burger aus Schweinefleisch liegen in Plastiktüten eingeschweißt auf dem Grill. Kein Tropfen darf entkommen, die anderen Burger-Sorten berühren. Denn für Muslime gilt Schweinefleisch als „haram“, Allah hat es verboten. Semra, Auszubildende bei einer Fast-Food-Kette, kann die Bratlinge zwar anfassen ohne sich zu ekeln – essen würde sie Schweinefleisch aber nicht. Ihre Eltern hätten ihr „eingetrichtert“, dass es schlimm sei.

Semras Eltern sind in den 1970er Jahren als Gastarbeiter von Bosnien nach Deutschland gekommen, Semra wurde in München geboren. Wie ihre beiden älteren Schwestern ist sie muslimisch erzogen worden. Neben der Grundschule hat sie am Wochenende die Koranschule in einer arabischen Moschee in München besucht. Hinterfragt hat sie den Glauben damals nicht: „Wir hatten nichts dagegen. Es kam eben durch die Erziehung und nicht durch das eigene Überlegen“.

Semra: "Muslime werden pauschal in einen Topf geworfen"

Semra: "Muslime werden pauschal in einen Topf geworfen"

Der Hodscha, der Religionsgelehrte, der mit den Kindern betete und mit ihnen den Koran las, war eine Respektperson und ein Vorbild – gläubig, gebildet, das was er sagte, schien richtig zu sein. Dann verließ der Lehrer seine Frau, brannte mit einer 20-Jährigen durch, und es stellte sich heraus, dass er die Spendengelder an die Moschee in Autos und ein Haus investiert hatte. „Ich weiß nicht, was ich denken soll“, meint Semra. Ihr Glauben ist seitdem erschüttert.

Im Namen von Allah

Die 22-Jährige ist in Bayern „multikulti“ aufgewachsen, mit Freunden aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem Weltanschauungen. Zwar habe sie nie jemand wegen ihres Glaubens schlecht behandelt, doch Vorurteile kennt sie. Nach den Terroranschlägen in den USA vor neun Jahren habe sie sich abgestoßen gefühlt: „Seit dem 11. September haben unsere Nachbarn uns anders angeschaut“. Die Mädchen hätten sich immer an der Tür der Nachbarn vorbeigeschlichen. Den Rest des Beitrags lesen »

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Sister Fa: Aufklärung durch Senegal-Rap

Sie war die erste Rapperin, die im Senegal ein Solo-Album veröffentlichte: Fatou Mandiang Diatta hat sich als „Sister Fa“ in der Musikszene ihres Heimatlandes etabliert. In einer Melange aus Rap, Soul, Afropop und Reggae spricht sie wichtige gesellschaftliche Probleme an – wie AIDS oder die Genitalverstümmelung von Frauen.

Fatou Mandiang Diatta wurde 1982 in Dakar geboren, sie sei immer ein „rebel girl“ gewesen. Ihre Eltern schickten sie als Teenager zu einem Onkel aufs Land, mit etwa 18 Jahren kehrte sie nach Dakar zurück. Zwar hatte sie vorher schon gesungen und erste Songs getextet, doch erst in Dakar gelang es ihr, die männerdominierte senegalesische Rap-Szene zu erobern.

Fatou findet, dass Bildung und Aufklärung die wichtigste Funktion von Musikern sei. In ihren Texten spricht sie gesellschaftspolitische Missstände im Senegal an, wie Zwangsheirat, Polizeigewalt oder AIDS. „I was always complaining why life is like this, why life is like that“, sagt Fatou. „The music was the only way to express myself.“

Konzerte gegen Beschneidung
Ihr erstes Demo-Album erschien 2002. Für ihr erstes richtiges Album „HipHop Yaw La Fal“ von 2005 wurde sie bei den senegalesischen HipHop-Awards als Beste Newcomerin ausgezeichnet. Ein Jahr später zog Fatou mit ihrem Mann Lukas nach Berln und lebt heute mit dem österreichischem Ethnologen und Dokumentarfilmer und ihrer gemeinsamen Tochter in Neukölln. 2009 veröffentlichte die afrikanische Künstlerin ihr erstes Album auf europäischem Boden: „Sarabah – Tales from the Flipside of Paradise“.

Erst mit dem Abstand zum Senegal konnte sie auch über das Thema singen, für das sie sich heute stark engagiert: die Genitalverstümmelung von Frauen. Das westafrikanische Land ist größtenteils islamisch geprägt, die Tradition ist trotz Verbot in vielen Gebieten weitverbreitet. Auch Fatou wurde als kleines Mädchen beschnitten. Offen darüber zu sprechen und die Praktik zu hinterfragen war ein Tabubruch. Den Rest des Beitrags lesen »

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