Fernlokal

Online-Magazin für kulturelle Korrespondenzen und Kontraste

Kurzfilm über Namibia: “Africa light – Gray zone”

Namibia, die einstige deutsche Kolonie, glänzt in der Außenwahrnehmung meist als vergleichsweise demokratisches, friedliches und weit entwickeltes Naturparadies: “Africa Light”. Der deutsche Regisseur Tino Schwanemann hat seinen eigenen Erkenntnisprozess von der ersten Blendung zum genaueren Blick in einem Kurzfilm verarbeitet. Fernlokal hat mit ihm über die Produktion von “Africa light – Gray zone” gesprochen.

„Ich bin mit einer anderen Einstellung weg- als hingefahren“. Tino Schwanemann war kaum auf die Realität in Afrika, in Namibia, vorbereitet. Der Magdeburger Regisseur, der in Berlin lebt und arbeitet, hatte die Idee, einen Werbespot über Namibia zu konzipieren. 2007 beendete er sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg,dann reiste Schwanemann für den Dreh nach Namibia.

Namibia (Foto: Tino Schwanemann)

Namibia (Foto: Tino Schwanemann)

Über Internetforen hatte er vorher Informationen über das Land und die Drehbedingungen eingeholt. Die Erkenntnisse von deutschen Touristen, die Namibia bereits besucht hatten, halfen wenig weiter: „Viele kennen die Etoscha-Pfanne und einzelne Ortschaften, sie sind sonst aber sehr eingeschränkt und waren nie an Orten wie Katatura“, so Schwanemann.

Katatura: Armut statt Luxus-Safari

Katatura ist das Armenviertel der namibischen Hauptstadt Windhoek, über 100.000 schwarze Namibianer leben hier, täglich kommen neue Einwanderer vom Land hinzu. „Der größte Teil besteht aus Blechhütten, die am Berg hängen, es ist sehr verwinkelt und es riecht nach Fäkalien“. Eine andere Facette von Namibia, fernab der Hochglanzbroschüren. In Katatura hat Schwanemann viel gedreht – allerdings nicht für den geplanten Werbefilm. Den Spot hat er zwar während seines siebenwöchigen Aufenthalts in Namibia noch realisiert, aber sein Kurzfilm “Africa light – Gray zone” ist zum Hauptprojekt geworden „und wird dem Thema eher gerecht“.

“Africa light – Gray zone” zeigt in 13 Minuten die gleichzeitigen Realitäten in dem südafrikanischen Land: Faszinierende Safari-Bilder und eine von Touristen überfahrene Giraffe, afrikanische Moderne und Armut, Stammes-Traditionen als Inszenierungen für Touristen oder Kolmannskuppe, die im Sand versinkende Stadt der Diamantensucher. Der Film sei eine „subjektive Bestandsaufnahme von Namibia, die durch sämtliche Gefühle hindurchgeht, die Faszination zeigt, aber auch das, was an Kontrasten und Ungereimtheiten vorhanden ist“. Dabei wolle der junge Regisseur nicht Fragen beantworten, sondern Fragen aufwerfen: „Mit dem Film möchte ich dazu ermutigen, sich kein einseitiges Bild zu machen, sondern das Panorama wahrzunehmen“. Den Rest des Beitrags lesen »

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Deutsche Szenen: „Äh, educator?“

In Zeiten, in denen deutsche Politiker in internationalen Runden mit defizitären Englischkenntnissen auffallen, organisiert sich zumindest ein Teil der „Normalbevölkerung“ untereinander. Wenn kein Native Speaker für ein Tandem zur Verfügung steht, darfs halt auch etwas Deutsch-Deutsches sein.

Mittwoch Mittag in einem Café einer deutschen Großstadt: Zwei Frauen zwängen sich an einen kleinen Holztisch inmitten des überfüllten Büchercafés.  Äußerlich passen sie auf den ersten Blick nicht recht zusammen: die eine mit buntem Fleacepulli und enger Kunststoffhose  hält ihren Kopf schräg, damit ihre ausgewachsenen Locken nicht das Gesicht verdecken während sie am Hündchen zerrt. Die zweite – in einem eleganten Wollpulli, gepflegter Kosmetik und akkurat sitzender Frisur – stützt unauffällig ihre Unterarme auf den Tisch.

Ein paar Fetzen Englisch der Hundebesitzerin klingen herüber. Mit gröbsten deutschen Akzent und grammatikalischen Fehlern. Zunächst scheint es als unterhalte sie sich mit Besuch aus dem Ausland. Die auf Verhalten und äußerliche Stilfrage heruntergebrochene Sozialmillieu-Unstimmigkeit scheint gelöst bis auch Dame Zwei leicht deutschelt.

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FCP-Programm: Journalistenstipendium für Finnland 2010

Finnland lädt im Rahmen des Journalistenstipendiums „FCP – Foreign Correspondents‘ Programme“ junge Journalisten von 20 bis 25 Jahren zum 19. Mal zu einer Pressereise ein. Der finnische Aufenthalt im Aug bietet Kultur, Wirtschaft und Politik sowie eigene Recherchemöglichkeiten.

Junge Journalisten, die zwischen 20 und 25 Jahre alt und der englischen Sprache mächtig sind,  gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder kurz vor dem Studienabschluss in Journalismus/Kommunikationswissenschaft stehen, können sich um ein Stipendium im Rahmen des 19. Auslandsjournalistenprogramm in Finnland im August 2010 bewerben. Den Rest des Beitrags lesen »

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Next Generation: Junge Zukunftsentwürfe für den Ruhrpott

Essen und das Ruhrgebiet sind Europäische Kulturhauptstadt 2010. Die Region möchte in diesem Jahr durch ein vielfältiges Kultur-Programm beweisen, dass sie mehr als Kohle, Fußball und Arbeitslosigkeit zu bieten hat. In zehn Zukunftshäusern setzen sich auch die Jugendlichen kreativ mit der Gegenwart und Zukunft des Ruhrpotts auseinander – durch Theater-, Musik- und Tanzprojekte. Sie zeigen, was die „Next Generation“ an Gedanken, Ideen und Talent vorzuweisen hat.

„Wir sind die Chicas aus dem Ruhrgebiet“, singen fünf Mädchen. Sie stehen noch ein wenig unsicher auf der Bühne. Aber die „E-Mädchenband“ wurde auch erst vor wenigen Stunden gegründet, es ist ihr erster Auftritt. Und sie haben noch ein Jahr Zeit, ihre Performance mit der Deutschpop-Musikerin Bernadette La Hengst zu trainieren. Die Girlband ist Teil der Zukunftshäuser – das sind zehn Projekte, die 2010 im Rahmen von „Next Generation“ entstehen.

Zukunft auf der Bühne

In Essen, Duisburg, Bochum und Herne kommen Schüler und Schülerinnen, Azubis und Studierende aus unterschiedlichen Stadtteilen und Kulturen in den nächsten Monaten zusammen. Sie werden Perspektiven und Visionen austauschen, über ihre Zukunft und den Wandel des Ruhrgebiets diskutieren und zusammen mit Theater- und Filmproduzenten, Choreografen und Musikern kreativ arbeiten.

Next Generation: Jugendliche aus dem Ruhrgebiet

Next Generation: Jugendliche aus dem Ruhrgebiet (Foto: Diana Küster)

Die Erkenntnisse, Theaterstücke, Filme und Performances sollen im Herbst 2010 bühnenreif sein: Mit dem Regisseur Nuran David Calı präsentieren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von „Next Generation“ ihre Ergebnisse als Gesamtkunstwerk im Schauspielhaus Bochum. Der Theaterautor und Filmregisseur hat am Schauspiel Essen bereits 2005/2006 mit Jugendlichen aus Essen-Katernberg das erfolgreiche Stück „Homestories – Geschichten aus der Heimat“ erarbeitet. „Als klar wurde, dass wir Kulturhauptstadt werden, wollten wir in diese Richtung weiterarbeiten“, erzählt Christine Hoenmanns vom Schauspielhaus Essen. Homestories war die Keimzelle, Next Generation ist ein vielschichtigeres Projekt mit vielen Bereichen.“ Den Rest des Beitrags lesen »

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Colonia Liebig: Fleischextrakte und Yerba-Mate

Die Cooperativa der Colonia Liebig in der Provinz Corrientes ist noch heute eine produzierende Genossenschaft für Mate-Tee. Ihre Geschichte  geht zurück in die Anfänge des 20. Jahrhunderts.

Die Provinz Corrientes ist für ihre deutschen Einwanderer bekannt. Sie kamen Anfang des 20. Jahrhunderts nach Argentinien, um den wirtschaftlichen Bedingungen und ärmlichen Verhältnissen des Nachkriegs-Deutschland zu entfliehen.

Mate-Tee der Colonia Liebig

Mate-Tee der Cooperativa Agrícola de la Colonia Liebig (foto: fernlokal)

Bevor die Colonia Liebig für ihre Yerba Mate-Produktion bekannt wurde, zog ein anderes Produkt die Menschen in die Region: Fleischextrakte. Die Colonia Liebig wurde 1924 gegründet. Sie bildete sich zu der Zeit des großen Stroms deutscher Einwanderer nach Argentinien. Circa 300 Personen aus 60 deutschen Migranten-Familien lebten in der Kolonie. Namensgeber war der deutsche Chemiker Justus Liebig, der in Deutschland unter anderem mit der Herstellung von Fleischextrakten Aufmerksamkeit erregt hatte.  Viele Migranten blieben trotz einfacher und oftmals schwieriger Lebensverhältnisse dort, mit vielen Personen auf engem Raum, ohne Strom und fließend Wasser, weil ihnen die Niederlassung von Liebig-Fleischextrakt Arbeit und Land brachte.

Video über das heutige Pueblo Liebig und seine ehemalige Fleischextraktfabrik (spanisch)

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Kurz notiert: Bob Marley und sein BMW

Bob Marley wäre heute 65 Jahre alt geworden. Seine Musik machte ihn weltbekannt. In Kingston, Jamaica, kann fast jedes Kind ein Lied von ihm anstimmen. Er wird verehrt wie ein Heiliger. Ein Besitzstück Bob Marleys hat immer wieder Gerüchte hervorgerufen: sein BMW.

Was machte der King of Reggae mit spiritueller Lebensführung mit einem Auto deutscher Baumarke? Als musikalischer Aufsteiger, Vorreiter der Reggae-Musik und aktives Mitglied der Rastafari-Gemeinschaft beteuerte Bob Marley jedoch, dieses Auto stünde ausschließlich für seine Band „Bob Marley and The Wailers“.  Er hätte sonst keinen Grund, ein teures Auto zu besitzen. Immer wieder wird dem Akronym BMW auch ein Bezug zum Begriff „black man working“ zugeschrieben, weil die Automarke bei der us-amerikanischen dunkelhäutigen Bevölkerung offensichtlich beliebt sein solle. Marley selbst war eine Zeitlang als Fabrikarbeiter in den USA tätig. Im Jahr 1981 verstab er aufgrund schwerer Tumorerkrankungen.

Bob Marleys Haus - Jamaica (Foto: ianhampton)

(jja)

Bild: ianhampton

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Symbol des iranischen Widerstands: Neda in Deutschland

Das Bild von Neda, der während der Unruhen im Iran erschossenen Studentin, wurde 2009 zum Symbol des iranischen Widerstands und über soziale Netzwerke und später die klassischen Medien in der ganzen Welt verbreitet. Das Problem: Das eine der überpräsenten Bilder, ein Portrait, zeigte die falsche Frau. Neda Soltan, nicht Soltani. Ein Fehler, der die „falsche“ Neda zum Asylantrag in Deutschland gezwungen haben soll.

Sagt die Süddeutsche. Auch der Spiegel hat mittlerweise den Irrtum entdeckt:

Neda

Neda: Falsches Bild

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Hans-Bier: Deutsches Bier in China

Weder Goethe noch Schiller: Deutsche Kultur wird vielerorts (leider) mit deutscher Trinkkultur und Oktoberfest gleichgesetzt. Auch in China boomt die Bier-Industrie. Die größte Brauerei Tsingtao geht auf eine deutsche Gründung – damals noch „Germania“ – im Jahr 1903 zurück. Auch der Brauerei-Experte Hans-Heinz Stecker aus dem Ruhrpott hat die chinesische Bierszene maßgeblich mitgestaltet.

Chinesische Biertrinker kennen Hans: Der Vorname von Hans-Heinz Stecker diente als Namensgeber für verschiedene Biersorten, selbst sein Konterfei schmückt die eine oder andere Flasche. Der Brauerei-Experte heuerte kurz vor seinem Ruhestand in China an und verliess seine Heimat Unna im östlichen Ruhrgebiet im Jahr 1987.

Tsingtao Beer in China (Foto: Birgit)

Bei verschiedenen längeren Aufenthalten in China beriet Hans-Heinz Stecker 30 Brauereien in Produktions- und Vertriebsfragen und kreiierte deutsches Bier. Den klassischen deutschen Geschmack wollte die chinesische Bevölkerung allerdings nicht teilen: Weniger Hopfen, weniger herb und aus Kostengründen aus Reise statt Gerste. Den Rest des Beitrags lesen »

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Berlinerin Anni May in Argentinien: „Keine Heimat mehr“

Von Berlin nach Buenos Aires: Die jüdische Berlinerin Anni May ist als junge Frau mit ihrer Familie vor dem Nationalsozialismus geflüchtet. Jetzt lebt sie in Argentinien – das Gefühl, eine Heimat zu haben, hat sie dennoch verloren.

Anni May ist eine elegante ältere Dame, die im Villenviertel von Vicente Lopez, einem Vorort von Buenos Aires, zum Tee bittet. „Cuando Anni May dice que tiene 83, nadie le cree“, schrieb die argentinische Zeitung „La Nacion“ in einem Portrait über Anni und ihren Mann Egon. „Niemand würde glauben, dass Anni May bereits 83 Jahre alt ist“.

Der Artikel ist mittlerweile fünf Jahre alt und immer noch könnte Anni May unauffällig zehn bis zwanzig Jahre unterschlagen. Sie wirkt jung, wenn sie von ihren Reisen durch die ganze Welt und ihrer Lebensgeschichte erzählt – in flüssigem Deutsch.

Flucht vor Hitler`s Deutschland
Anni May wurde als Anni Lichtenthal in Berlin geboren und ist als 16-jähriger Teenager mit ihren Eltern nach Argentinien ausgewandert: „Meine Eltern hatten ein Seidengeschäft in der Uhlandstraße. Wir sind jüdisch und mussten auswandern im Jahr 1938.“

Buenos Aires: Neue "Heimat" für viele jüdische Deutsche

Buenos Aires: Neue "Heimat" für viele jüdische Deutsche

Für die Einwanderung nach Argentinien war eine sogenannte „Llamada“ notwendig: Jeder Einwohner mit Aufenthaltsgenehmigung durfte Verwandte ersten Grades ins Land holen. Die Familie von Anni May hatte Glück: Die große Schwester war bereits 1937 eingewandert und konnte die Eltern, Anni und ihren Bruder nachkommen lassen.

Heimatlos
In Argentinien war Anni May vor allem Ehefrau und Hausfrau: „Ich habe nie etwas Richtiges gemacht. Ich war bis 14 in der Schule und dann später noch auf einem Pensionat in Italien, Sprachen lernen und so, das gehörte sich damals so.“ Den Rest des Beitrags lesen »

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Thematisches

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