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Online-Magazin für kulturelle Korrespondenzen und Kontraste

Die Helden aus Neukölln

Im Berliner Projekt „Heroes“ arbeiten junge Männer gemeinsam gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre.

Der junge Mann schlägt seinem Bruder ins Gesicht, weil er nicht auf die Schwester aufgepasst hat und diese jetzt vielleicht mit einem anderen Jungen unterwegs ist. Aggressiv schubst er den anderen gegen die Wand. Es fallen Beleidigungen und Vorwürfe. So ungefähr verläuft eine Szene in einem Workshop, den die Berliner „Heroes“ in Schulen oder Jugendtreffs durchführen, um anschließend mit Jugendlichen darüber zu diskutieren.

Dagmar Riedel-Breidenstein erhielt für ihr Engagement im Heroes-Projekt den "Prix Courage 2009".

Dagmar Riedel-Breidenstein erhielt für ihr Engagement im Heroes-Projekt den "Prix Courage 2009".

Die Szene ist gespielt, aber es ist eine Situation, die die Heroes selbst schon so erlebt haben. Sie sind eine Gruppe junger Männer zwischen 16 und 23 Jahren, deren Familien größtenteils aus der Türkei, dem arabischen Kulturraum oder dem Kosovo stammen. Das Projekt aus Berlin Neukölln arbeitet mit jungen Männer aus so genannten Ehrenkulturen. Es geht dabei um die Auseinandersetzung mit Themen wie Menschenrechte, die Rollenbilder von Frauen und Männern und die Gleichstellung der Geschlechter.

Projektkoordinatorin Dagmar Riedel-Breidenstein hatte das Konzept aus Schweden übernommen, weil sie die Vorstellung, dass sich junge Männern aus Kulturen mit traditionellen Wertvorstellungen für Gleichberechtigung engagieren, wie sie sagt „unglaublich“ fand. „Aus der Mitte des Patriachats heraus zu agieren“, also mit genau denjenigen zu arbeiten, die in männerdominierten Strukturen aufwachsen, wie es viele der jungen Männer aus Ehrenkulturen täten. Den Rest des Beitrags lesen »

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Kurt Kister und die deutsche Mitte

Zufällig fällt mir eine alte Wochenend-Beilage der Süddeutschen in die Hände. Eigentlich will ich schnell überfliegen, aber nun hänge ich auf Seite Zwei fest. Kurt Kister philosophiert über „Deutschen Alltag“.

Der künftige SZ-Chefredakteur schreibt die Kolumne auf Seite Zwei. Er lässt sich diesmal über die Mitte im Allgemeinen und im Speziellen der Politik, der lokalen Infrastruktur und Wirtschaft aus. Und was es für unsere Gesellschaft zu bedeuten habe, dass es eben nichts Wichtiges oder Richtiges mehr in der (Orts)Mitte gäbe.

Eigentlich ganz netter Gedankengang, fein aneinander gereiht. Alltäglichkeiten vor Augen geführt, sodass der Leser sagt: „Stimmt, jaja genau, nicht mal mehr echte Briefmarken gibt es noch.“

Aber dann dieses Ende: „Früher war es am Monatsanfang so: Man ging mit der Oma auf die Post, wo sie sie die Rente abholte. Dann durfte man sich einen Elastolin-Indianer kaufen oder ein Modellauto. Die Post war gut, weil sie der Oma Geld gab und dem Kind Indianer, zumindest mittelbar. Aber das sind nur blöde Gefühle.“

Ja, früher war sowieso alles besser. Und dieser irgendwie nicht glückende Versuch, Gefühle zu zeigen. Und diese Den Rest des Beitrags lesen »

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Baumwollengpass: Preisrally im Kleiderschrank

Die Lager sind leer, die Nachfrage steigt: Die weltweite Baumwoll-Knappheit schlägt auch auf die deutsche Modebranche durch. Jeans könnten bald teurer werden.

Vielleicht eine neue Levi’s-Jeans, vielleicht darf es auch ein T-Shirt sein: Wer sich auf die nächste Modesaison freut, hat selten den globalen Rohstoffmarkt im Blick. Doch die Entwicklungen bei Agrarrohstoffen betreffen den eigenen Kleiderschrank – denn Stücke aus Baumwolle könnten bald teurer werden.  

100 Prozent Baumwolle wird bald teuer (Foto: Dayna Bateman/Flickr)

100 Prozent Baumwolle wird bald teuer (Foto: Dayna Bateman/Flickr)

Die wichtige Naturfaser ist auf dem Weltmarkt äußerst knapp. Die Preise schießen in die Höhe und haben sich in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Händler zahlten kürzlich an den Terminbörsen fast 97 Cent pro Pfund, um sich Lieferungen im Dezember zu sichern – und damit so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Länder wie China und Indien verschärfen den Engpass, indem sie Baumwolle bunkern. Den Rest des Beitrags lesen »

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Kubanische Wirtschaftsreformen: Fast eine zweite Revolution

Kubas Kampf gegen die Krise: Die Regierung baut den gewaltigen Staatsapparat zurück und stärkt die Privatwirtschaft. Hunderttausende Beschäftige sollen entlassen werden.

Die Regierung von Raúl Castro kämpft mit einer Entlassungswelle von Staatsbediensteten gegen die Krise und treibt mit dieser bisher radikalsten Reform die Modernisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells voran.

Bis März 2011 will die Regierung mehr als 500.000 Beschäftigten aus Ministerien und Staatsbetrieben kündigen und gleichzeitig den privaten Sektor stärken, wie die Zentrale Gewerkschaft der Arbeiter Kubas (CTC) mitteilte.

Überfüllter Nahverkehr - auch Treibstoff ist dank Embargo knapp (Foto: Uwe Springfeld)

Überfüllter Nahverkehr - auch Treibstoff ist dank Embargo knapp (Foto: Uwe Springfeld)

Präsident Raúl Castro hatte zuletzt Anfang August angekündigt, dass ein Abbau des aufgeblähten Staatsapparates angesichts der Wirtschaftskrise notwendig sei Den Rest des Beitrags lesen »

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Wie werde ich Kommunalpolitiker? Ganz einfach: Per Online-Kurs.

Wie mixe ich einen Cocktail, wie retuschiere ich ein Foto oder wie baue ich ein Haus? Im Internet gibt es heutzutage Online-Kurse für alles. Auch für zukünftige Kommunalpolitiker.

Wie mixe ich einen Cocktail, wie retuschiere ich ein Foto oder wie baue ich ein Haus? Im Internet gibt es heutzutage Online-Kurse für alles. Auch für zukünftige Kommunalpolitiker. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat in ihrer Online-Akademie einen E-Learning-Kurs geschaffen, der laut FES „das nötige Wissen und Handwerkszeug in Sachen Kommunalpolitik online“ vermittelt. Ein solcher Kurs dauert vier Wochen und endet mit zwei Präsenz-Seminar-Tagen in jeweils unterschiedlichen Bundesländern.

Startseite der "fes-kommcheckers.de"

Startseite der "fes-kommcheckers.de"

Es geht um Grundlagen der Kommunalpolitik: Aufgaben, Verwaltung, Finanzen. Und wer den Kurs der fes-kommcheckers.de, so heißt die Seite für das Online-Bildungs-Seminar, abgeschlossen hat, erhält sogar ein Zertifikat. Fragt sich nur, was da drauf steht: Kommunalpolitiker magna cum laude oder Aufgabenverteilung ausgezeichnet, Finanzen mangelhaft? Das E-Learning-Angebot ist leider nicht kostenlos. Dabei wären doch ein paar mehr ausgebildete kommunalpolitisch Aktive gerade so zu motivieren.

Warte gespannt auf den Kurs: „Bundestagspolitik lernen“, natürlich erst zu absolvieren, wenn Kommunalpolitik erfolgreich abgeschlossen wurde.

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Auf der Flucht

Fatima musste als Kind mit ihren Eltern aus dem Iran flüchten. Mittlerweile lebt die 19-Jährige in München und hat ambitionierte Zukunftspläne.

Der Eiffelturm ist überall – auf Fatimas Facebook-Profil, auf Postkarten aus Paris und als Zeichnung auf Fatimas Schreibtisch in dem kleinen Zimmer in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Die berühmte Sehenswürdigkeit ist Fatimas Symbol für Freiheit – denn der Eiffelturm erinnert die 19-Jährige an ihre „erste Reise ohne Angst und Druck“, an den zweiwöchigen Schüleraustausch nach Paris.

Die Erinnerungen an die längste Reise in Fatimas Leben sind weniger schön: Dreieinhalb Jahre lang war sie mit ihren Eltern und den beiden jüngeren Geschwistern auf der Flucht. Vom Iran in irgendein Land, in dem sie bleiben konnten. Auf dem Weg wäre Fatima einmal fast ertrunken, als das Boot voller Flüchtlinge bei einer Flussüberquerung kenterte – ein Mann konnte die damals 11-Jährige gerade noch mit einem Ast ans Ufer ziehen.

Fatima in Paris: "Die erste Reise ohne Angst" (Bild: Fatima)

Fatima in Paris: "Die erste Reise ohne Angst" (Bild: Fatima)

Auch Fatimas kleiner Bruder hätte die Flucht beinahe nicht überlebt. Nach einer 24-stündigen Nachtwanderung durch die Berge war der Körper des Babys starr vor Kälte, die Eltern konnten ihn gerade noch rechtzeitig aufwärmen. Wo genau die Route der Familie verlief, kann Fatima schwer nachvollziehen – auf jeden Fall durch Länder wie Iran, Kurdistan, Türkei, Griechenland, Italien. „Immer hin und her, hin und her“, wie sie sagt. Denn die Familie wurde oft von einem Land ins andere ausgewiesen. Den Rest des Beitrags lesen »

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Sauberes Wasser bleibt knapp

Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht – doch 900 Millionen haben keinen Zugang zu Trinkwasser. In Stockholm diskutieren Fachleute, was sich gegen den Notstand tun lässt.

Seit Ende Juli gibt es ein Menschenrecht auf sauberes Wasser, doch weltweit haben laut Unicef immer noch knapp 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser und Millionen sterben an den Folgen verschmutzten Wassers. Wie das Versorgungsproblem gelöst und die Wasserqualität verbessert werden kann, diskutieren Experten bei der Weltwasserwoche in Stockholm, die am Sonntag begonnen hat.

Myanmar: Wasser aus dem Brunnen (Foto: Patrick M. Loeff)

Myanmar: Wasser aus dem Brunnen (Foto: Patrick M. Loeff)

„Die UN-Erklärung ist ein wichtiger politischer Schritt, aber die praktischen Probleme bleiben“, sagt Wasserexperte Martin Geiger von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland. Aus Industrie und Landwirtschaft, aber auch wegen fehlender Sanitäranlagen sickern Schadstoffe in Grundwasser und Flüsse ein und verschärfen das Problem der ohnehin schon knappen Ressourcen. Afrika gilt weiterhin als Brennpunkt bei der Versorgung mit Trinkwasser und der Abwasserentsorgung.

Verschmutzung durch Bewässerungslandschaft
In Ländern wie China, Indien oder Pakistan belastet vor allem die Landwirtschaft die Flüsse und das Grundwasser mit hohen Schadstoffmengen. Landwirtschaft ist auch immer noch das größte deutsche Wasserqualitätsproblem, weil Dünger ins Wasser gelangt und in einigen Regionen Stickstoff und Nitrat zu hohen Kosten herausgefiltert werden müssten.

In den Entwicklungsländern werden laut WWF 70 Prozent der städtischen und industriellen Abwässer ungeklärt in die Gewässer geleitet. „Mangel, Verschwendung, Verschmutzung und Klimawandel wirken zusammen und werden, wenn sich nichts ändert, zu einer globalen Wasserkrise führen“, befürchtet Martin Geiger. Die Weltwasserwoche sei zwar politisch unverbindlich, aber ein wichtiges Forum für Erfahrungsaustausch und Innovationen.

Wieso grenzüberschreitendes Wassermanagement, Wasser-Zapfstellen oder Trenntoiletten sinnvoll sind: Süddeutsche.de

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Münchner Zwangspause für Minister aus Namibia

Missverständnis in München: Der namibische Minister Kazenambo Kazenambo wurde am Sonntag drei Stunden lang am Münchner Flughafen festgehalten – die Sicherheitsbeamten hielten ihn anscheinend für einen Betrüger.
Der namibische Minister für Jugend, Nationaldienst, Sport und Kultur ist am Sonntag auf dem Weg von Mexiko nach Namibia bei einem Zwischenstopp drei Stunden lang auf dem Münchner Flughafen festgehalten worden. Bei der Routine-Überprüfung des Diplomatenpasses von Kazenambo Kazenambo (SWAPO) fiel auf, dass der Pass dieselbe Seriennummer wie ein gefälschter Diplomatenpass aus Ghana aufwies. 

Zwischenstopp für Minister aus Namibia (Bild: Fernando Polo/Flickr)

Zwischenstopp für Minister aus Namibia (Bild: Fernando Polo/Flickr)

 

 Kein Ausweisdokument dabei
Als die Sicherheitsbeamten den Pass genauer prüfen mussten,  soll es laut dem Ständigen Vertreter der Deutschen Botschaft in Windhoek zu „einer erhitzten Diskussion“ zwischen Minister und Flughafenpersonal gekommen sein, die „offensichtlich eskaliert“ sei.

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Thematisches

Kulturhauptstädtisches: Fernlokal bei Zwanzig10

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