Fernlokal

Online-Magazin für kulturelle Korrespondenzen und Kontraste

Fernlokal Soundtrack #3: „Loving Strangers“ von Russian Red

„Loving strangers“: Russian Red singt den Titelsong des neuen Films von Julio Médem.

Geboren 1986, Gründung des Projekts „Russian Red“ 2007: Lourdes Hernández aus Madrid ist eine junge Indie und Folk Singer-Songwriterin, die 2008 zuerst auf MySpace und dann mit ihrem ersten Album „I love your glasses“ auf sich aufmerksam machte. Vergleiche mit der ebenfalls sehr jungen kalifornischen Singer-Songwriterin Joanna Newsom sind höchstens in Bezug auf den Mädchenmädchenstil angebracht, nicht jedoch inhaltlich (Newsoms Stimme löst bei mir leider eine sofortige Agression aus).

Russian Reds Song „Loving Strangers“ jedenfalls ist auch die Titelmelodie von „Habitación en Roma“, dem neuesten Film des spanischen Regisseurs Julio Médem („Los amantes del circulo polar“, „Lucía y el sexo“), in dem zwei Frauen eine Nacht miteinander verbringen und sich nicht nur körperlich enthüllen.

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Gesperrte Kuppel

Die Reichstags-Kuppel gesperrt – aber Schüler rennen auf der Fraktionsebene und werfen „Beinbaumel“-Schatten… Skurriles Zusammenspiel von Terrorangst und Kinderspaß.

Gesperrte Reichstagskuppel (copyright: Fernlokal)

Gesperrte Reichstagskuppel (copyright: Fernlokal)


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Fernlokal Soundtrack #2: HaBanot Nechama

Drei Damen aus Tel Aviv: HaBanot Nechama machen Folk, Soul, Reggae, Funk. Und das klingt gut.

2004 haben sich die Israelinnen Karolina (Keren Karolina Avratz), Dana Adini und Yael Deckelbaum zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen – aus Frustration. Denn es klappte einfach nicht mit den musikalischen und künstlerischen Solo-Karrieren. Das Problem des mangelnden Erfolgs hat sich für HaBanot Nechama inzwischen erledigt.

Das Debütalbum von HaBanot Nechama spielte 2007 in wenigen Wochen Platin-Status ein, die Band tourt inzwischen international  und die Musikerinnen basteln nebenbei an Solo-Projekten. Den Rest des Beitrags lesen »

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Reeperbahn und Buddhismus

Der Bericht der alten Dame: M. über die Gestapo, Tel Aviv als Kleinstadt, Table Dancing und israelische Politik.

M. ist über 70 Jahre alt, trägt lange, platinblonde Haare, die auf dem Kopf kurzgeschnitten sind. Auf einer Terrasse in Haifa entwickelt sich eines Morgens ein Gespräch, das zu kleinen Einblicken in ihr bewegtes Leben führt. Wie sie als Dreijährige zusehen musste, wie ihre Mutter von Gestapomännern verprügelt wurde, wird M. nie vergessen. Sie habe es jetzt noch genau vor Augen. Wahrscheinlich hätte nur das Weinen des Kindes ein wenig Mitgefühl bei den Männern ausgelöst, sagt sie – sie ließen von der Mutter ab.

M. wurde in der Ukraine geboren, während dem Zweiten Weltkrieg hat sie sich mit ihrer Familie bei Verwandten in Polen versteckt, einer ihrer Onkel war zum Katolizismus konvertiert, sah mit seinen blauen Augen und hellen Haaren sehr arisch aus. Ein fragiler Schutz, ständige Unsicherheit – der Rest ihrer Familie, bis auf die engsten Verwandten, sagt M., habe den Holocaust nicht überlebt. Den Rest des Beitrags lesen »

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Street-Art in München: Die Strickguerilla

Der Münchner Künstler Klaus Erich Dietl betreibt „Yarn Bombing“ – er strickt Statuen, Telefonzellen und Ziegenhörner ein.

Die schwarze Pferdestatue vor dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München ist diesmal das Ziel: Klaus Erich Dietl und seine drei Mitstreiter packen die Sporttasche mit den neonbunten Wollknäueln aus. Jeder nimmt sich einen Huf vor und beginnt, nur mit den Händen und Wolle an dem Pferdebein aus Bronze entlangzustricken. Eine „absurde Verschönerung“, nennt Dietl die nächtliche Guerilla-Aktion. „Es sieht so aus, als ob eine verrückt gewordene Oma durch die Stadt läuft und alles vollhäkelt.“

Der 36-jährige Maler, Comiczeichner, Street-Art-Aktivist und Hörspielautor hat bisher etwa 150 Objekte im öffentlichen Raum mit Strick-Kunst verziert. Beim sogenannten Yarn Bombing entstehen gestickte, gestrickte oder gehäkelte Graffiti.

Die Texanerin Magda Sayeg und ihr Strick-Kollektiv KnittaPlease sollen 2005 die ersten gewesen sein, die Strommasten, Telefonzellen oder Straßenlampen knallbunt einstrickten, um dem tristen öffentlichen Raum etwas Wärme zurückzugeben. Den Rest des Beitrags lesen »

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Bunte Entwürfe für die Zukunft

Bei „La Silhouette“ gestalten junge Migrantinnen Mode – und ihr Leben. Jetzt hat das Atelier den Bayerischen Integrationspreis gewonnen.

Knapp 50 Betriebe hat Marlen abgeklappert, vier pro Tag. Auf schriftliche Bewerbungen hatte die Irakerin nur Absagen erhalten, deshalb lief sie durch München, von Laden zu Laden, um nach einer Ausbildung zur Friseuse, Schneiderin oder Verkäuferin zu fragen. Marlen konnte nach ihrem Hauptschulabschluss einfach keine Arbeit finden und musste als Ein-Euro-Jobberin Vogelfiguren und Engel aus Holz herstellen oder Möbel schleppen. Ein älterer Mann in einer Änderungsschneiderei machte sie bei ihrer Tour durch München auf „La Silhouette“ aufmerksam, eine kleine Maßschneiderei in München-Haidhausen.

Jetzt ist Marlen eine von 19 jungen Frauen aus Ländern wie Somalia, Nigeria, Irak, Afghanistan, Türkei oder Äthiopien, die in dem Mode-Atelier eine Ausbildung zur Damenschneiderin machen. Die 21-Jährige ist mittlerweile im zweiten Lehrjahr und hat vor kurzem ihre Zwischenprüfung bestanden. Sie liebt es, mit Mode, Farben und Stoffen zu arbeiten – vor allem aber hat sie endlich eine berufliche Perspektive. Den Rest des Beitrags lesen »

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Art in Amsterdam

Ein Streifzug durch die Kiffermetropole und Grachtenschönheit Amsterdam: Street-Art, umgestaltete Fahrräder, ein internationales Magazinprojekt und viele Kühe.

Ein Zwischenstopp auf dem Weg von Tel Aviv nach Berlin als kleine Kunstreise: Vor dem Amsterdamer Hauptbahnhof wird gebaut, die Zäune sind mit Plakaten verschiedener Künstler und Künstlerinnen verhüllt – ein Projekt, das noch von der letzten Nacht der Museen übrig geblieben ist: der Mensch als Schwein, fotografische Stadtansichten, bunte Popart-Illustrationen.

Das Phänomen der Public-Private-Partnership setzt sich in letzter Zeit anscheinend immer öfter durch und weicht die Grenzen des ursprünglichen Streeart-Gedankens auf – der Künstler muss den Öffentlichen Raum gar nicht mehr erobern, sondern die Flächen werden von der Stadt zur Verfügung gestellt, teils kuratiert. Ein Straßenmusiker nutzt die Gelegenheit und lässt sich mit seiner Ziehharmonika vor der rosa-weißen Großstadtsilhouette nieder. Die imaginäre Stadt funktioniert. Den Rest des Beitrags lesen »

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Hebräisches Mysterium: Trial and Error

Faszinierende, fremde Zeichenwelt: Hebräisch ist eine Herausforderung. Die Entschlüsselung stellt sich in Israel noch komplizierter dar als in Russland.

Wer des hebräischen Alphabets nicht mächtig ist, fühlt sich in Israel ins Staunen zurückversetzt. Die ungewohnten Codierungen überziehen die Stadt wie ein mysteriöses Relief. Bei der Reise nach Israel stellt sich ein anderes Gefühl der Fremdheit ein als in Argentinien, Frankreich oder Dänemark – ähnlich wie in Russland mit den kyrillischen Buchstaben.

Zwar gehören die unbekannten Zeichen schnell zum Alltagsdekor, doch wer das Schriftbild entschlüsseln möchte, wird vor eine spezielle Herausforderung gestellt: Vokale werden im Hebräischen nicht oder nur sehr selten geschrieben, die 22 Buchstaben des Alpahabets sind damit eine Art Lückentext. Den Rest des Beitrags lesen »

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Der bayerische Kameltreiber

Konstantin Klages hat einen exotischen Beruf: Der 24-Jährige verdient sein Geld mit Kamelreittouren durch Oberbayern.

Unterschiedlicher könnten Konstantin und seine Tiere kaum sein. „Ich bin ein impulsiver Mensch, fast hyperaktiv“, sagt der 24-Jährige, „Kamele sind immer ausgeglichen, gemütlich und langsam.“ Mit 14 Kamelen, fünf Lamas und drei Eseln lebt er auf einem Hof in Oberbayern und bietet Reittouren mit Blick auf die Alpen an.

Konstantin und seine Kamele (Foto: Konstantin Klages)

Konstantin und seine Kamele (Foto: Konstantin Klages)

Mit einem tierischen Trio fing seine Karriere als Kameltreiber an. Als Konstantin drei Jahre alt war, zog seine Familie von München aufs Land, der Vater suchte nach einem „Rasenmäher“ – und kaufte einem Zirkus spontan drei Kamele ab. Den Rest des Beitrags lesen »

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Momentaufnahme: Bombenalarm in Tel Aviv

Wie gehen Menschen, die von sich selbst sagen, in einem Land zu wohnen, das sich ständig im Krieg befindet, mit Gefahrensituationen um? Eine Beobachtung.

 

Abends in Tel Aviv

Abends in Tel Aviv (copyright: fernlokal)

Die Sonne ist untergegangen. Auf den spärlich beleuchteten Straßen machen die Tel Aviver ihre Abendeinkäufe. Auf der Straße Sderot Yerushalayim bildet sich ein langer Rückstau: Busse, Autos und Taxis reihen sich aneinander. Weiter hinten wird gehupt. Sie sehen nicht, dass die Straße vorne von gepanzerten Polizei-Vans gesperrt ist. Menschen sammeln sich und schauen auf die leer geräumten 100 Meter. Auf der anderen Seite das gleiche Bild.

Passanten erklären, es handele sich um einen Bombenalarm, man wisse nichts genaues. Eine dazukommende junge Frau erkundigt sich, was denn los sei. Wir sagen: womöglich eine Bombe. Sie lacht ein wenig und nickt verständlich den Kopf: „Oh this is very normal for Israel.“ Und geht weiter.

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Thematisches

Kulturhauptstädtisches: Fernlokal bei Zwanzig10

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